Burn-In bei OLED-TVs

von Tobias
21. Dezember 2023

OLEDs erfreuen sich großer Beliebtheit und könnten LCD-LED-Geräte in Zukunft ablösen. Doch auch bei den neuen, helleren Modellen von LG, Sony und Panasonic bleibt weiterhin die Sorge vor einem Burn-In oder doch nicht? Die wichtigsten Informationen rund um das polarisierende Thema haben wir hier für euch zusammengefasst. 

Burn-In: Details & Erklärung

Eines der wohl meist diskutierten Themen bei OLED-Fernsehern ist der sogenannte Burn-In. Dabei ist dieser Faktor kein neues Phänomen. Bereits zur Zeit der Plasma Panels trat die Problematik auf und sorgte für Diskussion zur Langlebigkeit bei entsprechenden Geräten. Letztlich hielt das Manko Kunden nicht nur vom Kauf ab, sondern zwang auch Hersteller im Laufe der Jahre zur Kurskorrektur. Inzwischen dominieren OLED– und LED-Fernseher den Absatzmarkt. Während bei Ersteren heutzutage immer noch die Thematik rund um das Burn-In-Risiko zur Sprache kommt, umgehen LED-Modelle dieses Defizit völlig unbeteiligt mit ihrer Hintergrundbeleuchtung.

Was ist Burn-In?

Den sogenannten Burn-In könnt ihr euch als eine Art Bildrest auf dem Display vorstellen. Dabei bleibt dauerhaft eine mehr oder weniger starke, schattenhafte Kontur auf dem Panel zu erkennen. Der Effekt kann dermaßen ausgeprägt auftreten, dass Texte weiterhin lesbar und Abbildungen mit bloßem Auge erkennbar bleiben, obwohl der Inhalt längst gewechselt hat.

Während die Auswirkungen bei den ersten OLED-Generationen noch ein vergleichsweise groß waren, schneiden aktuelle Modelle in dieser Disziplin inzwischen besser ab. Jedenfalls wird uns das gerne von den Herstellern suggeriert. Aber ist das auch tatsächlich und trotz Pflegefunktionen stets der Fall? Vor allem statische Inhalte wie TV-Logos oder Nachrichtenticker gelten hier als Ursache und beeinflussen die selbstleuchtenden Pixel im Laufe der Betriebsdauer negativ.

Je länger der Fernseher dabei dem gleichen Material bei maximaler Helligkeit ausgesetzt wird, desto höher ist das Risiko einer langfristigen Schädigung. Aber müssen Fernsehgeräte mit OLED Panel dafür in jedem Fall erst mehrere 1000 Stunden den gleichen Inhalt wiedergeben, damit hier ein erster Negativeffekt auftritt?

Aufbau des OLED-Panels

Die Abkürzung OLED steht für “organic light emitting diode” und bedeutet, dass jedes Pixel selbst leuchtet oder sich bei einem schwarzen Bild einfach komplett ausschaltet. So erreichen OLED-Fernseher den nahezu perfekten Schwarzwert. Durch die WRGB-Pixelsturktur sind alle Pixel gleich und können weißes oder farbiges Licht selbst erzeugen. Das ist nur möglich, weil jedes Pixel aus einem roten, blauen, grünen und weißen Subpixel besteht, die übereinander liegen. Dadurch wird die hohe Farbvielfalt und -genauigkeit garantiert.

Burn-In — OLED Pixel Makro Aufnahme
Der Effekt kann je nach Technologie geringer ausfallen.

Gerade die weißen Pixel sind hier jedoch am empfindlichsten, da sie die Helligkeit regulieren. Deswegen hat ein OLED-TV auch keine separate Hintergrundbeleuchtung, weil die organischen Pixel des Panels das selbst übernehmen. Wenn diese bei sehr hellen Inhalten jedoch zu warm werden, können sie sehr schnell an Lebensdauer verlieren.

Um die Haltbarkeit dieser Pixel zu wahren, werden sie entsprechend gedimmt, was ein dunkleres Bild bei einem OLED-TV im Vergleich zu einem QLED zur Folge hat. Werden nun sehr helle, statische Inhalte über eine lange Zeit angezeigt, besteht die Gefahr eines Burn-Ins. Daher solltet ihr stets darauf achten, den TV nicht dauerhaft bei maximaler Helligkeit zu nutzen.

Was ergeben die aktuellen Langzeittests?

Neue Langzeittests mit OLED-Fernsehern unter Extrembedingungen zeigen mehrere interessante Beobachtungen und bestätigen bereits bekannte Risikotreiber. Grundsätzlich gilt auch heute noch: Je höher die Leuchtdichte eines konventionellen OLED-Panels ausfällt, desto anfälliger ist der Bildschirm für Einbrenneffekte. So zeigen vergleichsweise leuchtschwache Modelle wie die A-Serie von LG auch nach tausenden von Betriebsstunden deutlich weniger Auffälligkeiten als beispielsweise Geräte der B- und C-Serie.

Doch Achtung: Andere Variablen können dieses Verhalten durchaus stark beeinflussen. Sobald nämlich ein Kühlkörper ins Spiel kommt, nimmt die Anfälligkeit und damit auch der Einbrenneffekt stark ab. Unterschiede zwischen gewöhnlichen OLED Arten und QD-OLED bestehen ebenfalls. So zeigt sich, dass QD befeuerte Lösungen trotz hoher Luminanz resistenter gegenüber einem Burn-In zu sein scheinen.

Nachteil bei der ersten Generation dieser Technologie ist allerdings ein verhältnismäßig großer Rückgang der Spitzenhelligkeit. Hier ist die Nachfolgegeneration eher unempfindlicher geworden. Wichtiger Einflussfaktor ist ebenfalls der sogenannte Pixel-Refresh. Weitere Informationen zu dieser Pflegefunktion erfahrt ihr unter dem Punkt “Vermeidung von Burn-In“.

Wie bereits erwähnt, wurden die oben eingeordneten Erkenntnisse unter Extrembedingungen erzielt und sind nicht repräsentativ für die tägliche Nutzung im privaten Bereich. Fakt ist jedoch, dass auch aktuelle OLED Fernseher mit fortlaufender Betriebsdauer nicht gänzlich von einem Burn-In verschont bleiben müssen.

Burn-In Nachleuchten
Fortschrittliche Technik und zusätzliche Pflegefunktionen machen Burn-In heute unwahrscheinlicher.

Vermeidung von Burn-In

Hersteller von OLED-Fernsehern haben inzwischen einige Pflegefunktionen in ihren TVs verbaut, die ein Burn-In-Risiko weitestgehend minimieren sollen. Manche spielen sich im Hintergrund ab. Ihr als Nutzer merkt davon nichts. Andere solltet ihr in regelmäßigen Abständen manuell durchführen, um möglichst lange Freude an eurem Fernsehgerät zu haben.

Pixel-Shift

Eine mögliche Funktion, um ein Burn-In-Risiko weiter zu minimieren, ist Pixel-Shift. Dadurch verschiebt sich das gesamte Bild ohne es zu merken um wenige Pixel nach oben, unten oder zur Seite. So zeigen Pixel nicht dauerhaft das gleiche an, auch wenn es sich um statische Inhalte handelt. Dadurch können sich sehr schmale Dinge wie ein Fadenkreuz beim Gaming nicht mehr einbrennen.

Pixel Refresher

Beim Pixel Refresh handelt es sich um eine Art Pflegeprogramm, das sich beim Ausschalten des OLEDs aktiviert. Dadurch werden alle Pixel des OLED-Panels an das schwächste angeglichen. In den entsprechenden Bildeinstellungen könnt ihr angeben, wie oft ein Refresh durchgeführt werden soll. Hier gibt es auch die Möglichkeit, einen großen “Refresh” zu machen, der Bildrückstände komplett entfernt. Das solltet ihr, wenn es nicht automatisch passiert, alle 2.000 bis 3.000 Betriebsstunden manuell machen.

Achtung: Inzwischen bringen Hersteller Modelle auf den Markt, die eine automatische Auffrischung im Standby-Modus machen. Dieses Verfahren läuft zeitbasiert ab und wird alle paar Betriebsstunden nach dem Ausschalten selbstständig im Hintergrund ausgeführt. Daher solltet ihr in jedem Fall vermeiden, euer Fernsehgerät bei Leerlauf komplett vom Strom zu trennen. Andernfalls wird der TV diesen Pflegeprozess nicht durchlaufen.

Automatic Brightness Limiter (ABL)

Eine weitere Funktion, die ein Einbrennen vermeidet, ist ABL oder Automatic Brightness Limiter. Diese Funktion begrenzt die maximale Helligkeit bei großflächigen und hellen Szenen, sodass die entsprechenden Pixel nicht zu heiß werden. Dadurch nutzen die Pixel sich nicht so schnell ab und auch der Fernseher selbst heizt sich nicht zu sehr auf. Ein Nachteil ist jedoch, dass auch Farben dadurch in der Helligkeit reduziert werden und etwas dunkler wirken.

Bildeinstellungen

Die oben genannten Funktionen können im den Einstellungen des TVs angepasst werden. Dort kannst du zum Beispiel einstellen, wie oft der Pixel Refresh genutzt werden soll und wann ein großer Refresh sinnvoll ist. In unserem Leitfaden zu den besten LG-Bildeinstellungen zeigen wir dir, welche Anpassungen du durchführen kannst, um das Burn-In-Risiko weiter gering zu halten.

Neue, hellere OLEDs

Im Zuge der CES 2021 wurden sogenannte OLED evo-Panels vorgestellt, die im Vergleich zu der bisherigen Panel-Technologie heller werden. Bedeuten die neuen Bildschirme nun ein erhöhtes Burn-In-Risiko? Nein, ganz im Gegenteil.

Aufbau des OLED evo

Burn-In Deuterium
Evo-Panels nutzen Deuterium.

Um zu verstehen, warum sich ausgerechnet bei einem helleren Bild das Risiko für einen Burn-In verringert, müssen wir uns etwas mehr mit dem genauen Aufbau der evo-Pixel beschäftigen. Ein normales OLED-Pixel besteht aus vielen Schichten, die übereinander liegen. Darunter befinden sich auch die vier relevanten Schichten, von denen zwei blau und die anderen beiden jeweils rot und gelbgrün sind. Zwei blaue Schichten werden genutzt, da blaue OLEDs am ineffizientesten sind.

evo Pixel, grüne Schicht
Die grüne Schicht kommt beim evo-Pixel hinzu.

Die OLED evo-Panels besitzen nun eine weitere, grüne Schicht und auch die blauen Schichten wurden durch die Verwendung eines neuen Materials deutlich verbessert. Dabei handelt es sich um Deuterium, ein natürliches Isotop des Wasserstoffes, das im Allgemeinen als schwerer Wasserstoff bezeichnet wird. Deuterium besitzt ein zusätzliches Neutron im Vergleich zu normalem Wasserstoff. Im Vergleich zum normalen Wasserstoff macht Deuterium die blauen OLEDs deutlich hitzebeständiger, wodurch sie heller und effizienter genutzt werden können. Dank der Verwendung von Deuterium können OLED evo-Panels bessere Helligkeitswerte erreichen und das Burn-In-Risiko dennoch zusätzlich minimieren.

Die neuen OLEDs von LG und Sony können durch viele Verbesserungen punkten. Auch wenn es zu diesen Modellen noch keine Langzeittests gibt, sprechen die neuen Technologien für ein noch geringeres Burn-In-Risiko als die Vorgänger.

QD-OLEDs ohne Burn-In?

Samsung stellte im Januar 2022 die neuen QD-OLEDs vor, die frei von einem Burn-In-Risiko sein sollen. Die neue Technologie liefert ein noch helleres Bild, breitere Farbdarstellung, ein tieferes Schwarz bei schneller Reaktionszeit und bringt gleichzeitig hohe Blickwinkelstabilität mit. Das will Samsung durch das Einbauen einer zusätzlichen blauen, selbstleuchtenden OLED-Schicht im Panel erreichen. Darauf befinden sich die Quantum Dots in Rot und Grün. Das weiße Subpixel fällt weg.

Burn-In QD-OLEDs
QD-OLEDs haben eine zusätzliche Schicht.

Durch die neue Schicht gewinnen QD-OLEDs an Helligkeitsperformance und rücken die Sorge umd das Burn-In-Risiko bei Nutzern wieder stärker in den Vordergrund.

Das Risiko besteht auch weiterhin, allerdings ist es durch das fehlende weiße Subpixel wesentlich geringer als bei der bisherigen OLED Technologie. Hinzu kommt, dass TV-Geräte über zunehmende Möglichkeiten verfügen einen Burn-In Effekt zu minimieren.

Aufgrund der einheitlichen OLED-Schicht zeigt sich eher ein Verfall, der Schrittweise geschieht, statt eines effektiven Einbrennens vereinzelter Pixels. Diese Degeneration ist physikalisch bedingt und nimmt im Laufe der Nutzungsdauer zu. Bedeutet: OLED-Fernseher werden fortwährend “dunkler”.

LG OLED evo G2

Auch beim G2 bleibt LG dem flachen Motto des Gallery Designs und damit einer möglichst unauffälligen Konzept treu. Etwas „tiefer“ fällt das Topmodell des 2022er-Lineups trotzdem aus. Warum? Das hat mit der verbauten Heatsink im Inneren zutun.

Dafür reiht sich der TV mit über 1100 Nits weit oben in der OLED-Modell-Elite ein. Das vorinstallierte WebOS 22 bringt außerdem eigene Benutzerprofile auf den Plan und sorgt durch die Hands Free Voice Control für die Eingabe von Sprachbefehlen ohne das ihr dafür die Magic Remote Fernbedienung nutzen müsst.

Einen Standfuß bekommt ihr hingegen nicht. Dafür findet ihr im Karton die passende Wandhalterung, um den Fernseher wie einen Bilderrahmen an die Wand zu hängen. Die Größen 55“, 65“, 77“, 83“ und sogar eine riesige 97-Zoll-Variante stehen euch zur Verfügung. Wie wir das finden, erfahrt ihr in unserem ausgiebigen Test zum LG OLED evo G2.

Samsung S95B QD OLED

Viele Jahre sträubte sich Samsung auf den OLED Boom zuspringen. Letztendlich brachte der südkoreanische Elektronikhersteller 2022 dann aber doch sein erstes auf OLED Technologie basierendes TV-Gerät ins Portfolio. Allerdings nicht, ohne das Modell mit der hauseigenen Duftmarke in Form sogenannter QD-LEDs, auch als Quantum Dots bezeichnet zu kombinieren.

Diese verrichten ihr Werk normalerweise in den hintergrundbeleuchteten QLED-Fernsehern der Marke. Das Ergebnis heißt Samsung S95B QD OLED und bildet die Speerspitze auf dem umkämpften OLED-Markt.

Über 1200 Nits gepaart mit einem weiten Betrachtungswinkel und zahlreicher weiterer Features machen den S95B zu einem der besten OLED-TVs die ihr momentan erwerben könnt. Lediglich das Thema Dolby Vision ist für Samsung auch weiterhin keines.

Nur ein theoretisches Risiko

Überlegt ihr einen OLED aufgrund seiner tollen Bildqualität zu kaufen, könnt ihr das beruhigt tun. Denn das Risiko des Einbrennens ist generell sehr niedrig und im Heimgebrauch nur in der Theorie möglich. Des weiteren verringern die neuen evo-Panels zusätzlich die Wahrscheinlichkeit eines Burn-In-Risikos. Zudem zeigen Langzeittests, dass es bei OLEDs nur bei sehr langer Dauerbelastung zu einer wirklichen Gefahr für ein Burn-In-Risiko kommen kann.

Durch die zusätzlich eingebauten Funktionen und Technologien der Hersteller, die immer besser werden, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit eines Burn-In-Risikos immer mehr beim heimischen Fernseher. Solltest du jedoch einen TV für ein Büro oder ein Wartezimmer benötigen, auf dem dauerhaft eine Infosendung laufen soll, dann raten wir vom OLED-Kauf eher ab. Für solche Fälle eignet sich ein QLED-TV deutlich besser.

Tobias

tvfindr Redaktion

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Als studierter Technikjournalist schreibt Tobi gerne und regelmäßig über die bunte Welt von Fernsehgeräten & Co. Weitere Interessen: Musik, Autos, Gaming, Fußball

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