Mini LED: Genau so gut wie OLED?

von Moritz
19. April 2022

TCL nutzt sie schon länger, Samsung und LG ziehen auf der CES 2021 nach – natürlich ist die Rede von der Mini-LED Hintergrundbeleuchtung, die 2021 wesentlich präsenter wird. Diese Technologie soll die Bildqualität von TVs mit LED-LCD Panel wesentlich verbessern, sodass herkömmliche LED-LCD TVs in den Hintergrund geraten. Doch stimmt das wirklich, oder handelt es sich dabei eher um einen geschickten Marketingtrick um Altes für neu zu verkaufen?

Wie funktioniert die Mini-LED Hintergrundbeleuchtung?

Mini-LED LC-Display © TCL

Im Prinzip ist die Funktionsweise von Mini LED TVs und herkömmlichen LED-LCD TVs so ziemlich identisch.

Es gibt eine Schicht aus Flüssigkristallen, welche zur Erzeugung des benötigten Farbtons genutzt wird. Jedoch ist diese Schicht im Gegensatz zu den organischen LEDs von OLEDs nicht selbstleuchtend, sodass eine zusätzliche Beleuchtung hinter den Flüssigkristallen benötigt wird, damit das ansonsten sehr dunkle Bild vom menschlichen Auge richtig gesehen werden kann und Kontraste im Bild dargestellt werden können. Diese Hintergrundbeleuchtung sind normalerweise LEDs. Davor befindet sich noch eine Diffusorschicht, damit der von den LEDs erzeugt Lichtstrahl etwas zerstreut wird und die einzelnen LEDs nicht mehr erkennbar sind.

Bei einem TV mit Mini-LED Technologie werden die normalen LEDs durch die kleineren ersetzt, was durchaus einige Vorteile mit sich bringen kann. Ansonsten ist hardwaretechnisch betrachtet kein Unterschied in den beiden Technologien zu erkennen.

Meistens ist vor der Flüssigkristall-Schicht noch eine Art Filter, sodass Unreinheiten in der erzeugten Farbe ausgefiltert werden können. Verschiedene Hersteller haben für diese Schicht verschiedene Namen. Zu den berühmtesten gehört wohl Samsungs Quantum Dot Schicht, Sonys Triluminos und LGs NanoCell Technologie, welche alle in etwa auf ähnliche Weise funktionieren – unbedingt notwendig ist diese Schicht aber nicht.

Sind Fernseher mit Mini LEDs immer besser als TVs mit herkömmlichen LEDs?

Direct Full Array Dimming © Samsung

Man kann nicht wirklich sagen, dass ein Fernseher mit Mini-LED Technologie zwangsweise besser sein muss, als einer ohne. Es kommt, wie so häufig, auf mehrere Faktoren an, damit ein TV eine bessere Bildqualität erzeugen kann, als ein anderer.

Zunächst einmal bedeuten kleinere LEDs erst einmal nur, dass sich in der Hintergrundbeleuchtung mehr LEDs befinden müssen, damit das Bild gleichermaßen stark ausgeleuchtet werden kann.

Ein nicht seltenes Phänomen von LED-LCD TVs ist der Dirty Screen Effekt, welcher durch eine ungleichmäßige Hintergrundbeleuchtung entsteht. Wenn es nun mehr LEDs in einem Panel gibt, ist es unwahrscheinlich, dass eine ungleichmäßige Ausleuchtung erfolgt, da das Fehlverhalten einzelner Dioden nicht so stark ins Gewicht fällt.

Außerdem treten manch andere störende Effekte bei kleineren LEDs weniger stark auf. Da einzelne Dioden für einen kleineren Bereich als Ausleuchtung dienen und dadurch weniger Streuung hervorrufen, können tiefschwarze Flächen dunkler dargestellt werden, da diese Stellen dann nicht von anliegenden Dioden überstrahlt werden. Das bedeutet also, dass Blooming bei hellen Objekten auf dunklem Grund minimiert werden kann – diesen Vorteil können die Dioden aber nur ausspielen, wenn das Full Array Local Dimming Feature ebenfalls integriert ist.

Dies ist der Fall, da mehr LEDs in einem Panel vorhanden sind und diese daher auch in mehr Dimming Zonen eingeteilt werden können. Hierdurch kann die Beleuchtung einzelner Objekte erheblich präziser erfolgen.

Außerdem haben mehr LEDs den Vorteil, dass ein Panel theoretisch eine höhere Helligkeit erzielen kann, was vor allem für Inhalte mit High Dynamic Range wirklich einen Vorteil bringen kann.

Haben zwei TVs die gleiche Anzahl an Dimming Zonen und der eine TV nutzt mini LEDs anstatt normaler, muss der TV mit Mini-LEDs also nicht zwangsweise ein besseres Bild erzeugen. Dies ist der Fall, da auch der verwendete Local Dimming Algorithmus eine Rolle spielt und hier nicht alle TV-Hersteller auf Augenhöhe sind.

Welche Fernseher nutzen Mini-LEDs?

Samsung Neo QLED

Samsung 2021 Neo QLED © Samsung

Dieses Jahr kommen durch den Einsatz der kleinen LEDs wirkliche Neuerungen in das QLED-Lineup. In der Neo QLED-Serie, welche die hochpreisigen QLEDs ab dem Q85T ersetzen wird, werden Mini-LEDs genutzt, welche laut Samsung einen wirklichen Sprung in der Bildqualität liefern sollen. Da die 2021er Fernseher aber bislang nicht getestet werden konnten steht noch aus, inwiefern Samsung dieses Versprechen einhalten kann.

Jedoch hat es den Anschein, dass alle Modelle mit Full Array Local Dimming erscheinen werden, sodass die Vorteile der kleineren LEDs wirklich ausgespielt werden können. Wie viele Dimming Zonen jeder TV des Lineups haben wird ist noch nicht bekannt. Jedoch gibt es nähere Informationen zum QN90A, also dem 4K Flaggschiff Modell. Dieser soll in 65 Zoll mit 792 Dimming Zonen erscheinen, was ein Massives Plus an Bildqualität bedeuten würde.

Beeindruckend ist aber die Erhöhung der Helligkeitsabstufungen der Hintergrundbeleuchtung von 10 Bit auf 12 Bit – was in Dezimalzahlen eine Erhöhung von 1024 Stufen der Luminanzskala auf 4096 Stufen bedeutet.

Wenn also Material oder ein guter Upscaling-Algorithmus vorhanden ist, welche diese feinen Abstufungen auch nutzen kann, wäre das ein massives Plus an Bildqualität, da sogar in sehr hellen oder sehr dunklen Szenen Highlights noch besser dargestellt werden können – was sich vor allem im Bezug auf HDR Inhalte sehr spannend anhört.

LG QNED mini LED TV

LG QNED MiniLED © LG

Die neue QNED mini LED Serie, welche von LG 2021 erstmals auf den Markt kommen wird ist etwas schwer einzuordnen. Im LG-Lineup reihen sich die drei QNED-Modelle zwischen den NanoCell Fernsehern und LG’s OLED Serie ein, was von LG auch durchaus gewollt ist, da sie ihrem eigenen prestige Produkt dem OLED Fernseher keine Konkurrenz machen möchten.

Zu den einzelnen Varianten QNED90, QNED95 und QNED99 hat LG nur wenig verlauten lassen, jedoch ist bekannt, dass es sich mit dem QNED90 um ein Modell mit einer 4K Auflösung handeln soll und bei den Modellen QNED95 und QNED99 um 8K Modelle.

Darüber hinaus soll das 8K Spitzenmodell über 30.000 mini LEDs verfügen, die in 2500 Dimming Zonen eingeteilt werden. Höchstwahrscheinlich beziehen sich diese Angaben aber auf die größte Variante des QNED99, sodass wir noch nicht genau wissen können, was uns mit der neuen Serie erwartet.

Das ganze hört sich zwar ganz gut an, aber falls LG noch immer an IPS Panelen festhält, wie etwa bei den NanoCell TVs, hört sich diese Vorgehensweise von LG eher nach einer mehr oder weniger klugen Marketingstrategie an, um dem Marktführer und somit ärgsten Konkurrenten Samsung das Leben etwas schwerer zu machen.

Den Begriff QNED, der bei LG für “Quantum Dot NanoCell LED” steht, nutzte Samsung ebenfalls schon für Prototypen mit anderer Technologie, die für die Zukunft überaus vielversprechend scheint und sogar den Ruf hat, OLEDs einmal den Rang abzulaufen.

QNED bei Samsung steht für “Quantum nano emitting diode” und hat mit der Mini LED nicht allzu viel zu tun. Indem aber LG nun “QNEDs” auf den Markt bringt, die nicht so gut abschneiden wie OLED Fernseher, verwässern sie den Begriff QNED als Panel-Technologie der Zukunft.

Der Versuch seitens LG den Begriff QNED in den USA als Trademark registrieren zu lassen, ist aber nicht durchgekommen. Die Begründung der zuständigen Behörde bestand darin, dass es sich um eine allgemeine Display-Technologie handelt und der Name daher nicht als Trademark reserviert werden kann.

TCL – Noch weiter entwickelte Mini LED TVs?

Im Prinzip sind mini LEDs gar nichts allzu neues, auch wenn sie dieses Jahr erstmals wirklich in den Fokus rücken. Der chinesische Hersteller TCL stellt nämlich schon bereits seit 2018 Fernseher her, die mit den kleinen LEDs bestückt sind.

Daher waren wir nicht allzu überrascht, dass TCL dieses Jahr auf der CES ein weiterentwickeltes Mini LED-Panel präsentiert hat, da die anderen Hersteller wie LG und Samsung ebenfalls auf den Mini LED-Zug aufgesprungen sind.

OD Zero Technology Explained © TCL

Um mit Mini LEDs eine gleichmäßige Ausleuchtung erzeugen zu können, muss deren Licht in einer zusätzlichen Schicht diffuser gemacht werden. Ansonsten könnte man sehr deutlich die einzelnen LEDs durch die LCD Schicht erkennen und das Bild würde einen gepunkteten Eindruck erwecken.

Damit dieser Effekt erzielt werden kann, muss normalerweise zwischen der LED-Hintergrundbeleuchtung und der Diffusorschicht eine gewisse Distanz eingehalten werden. TCL hat aber einen Weg gefunden diese notwendige Distanz zu umgehen, wodurch die Fernseher erheblich schmaler werden können.

Die neue “OD Zero“-Schicht soll im Flaggschiff Modell, dem X925 Pro integriert werden, bei welchem es sich um einen 8K TV handelt.

Jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass einige TCL Fernseher schon länger Mini LEDs verwenden und dennoch nicht wirklich aus der Masse hervorstachen.

Mini-LED oder OLED – was ist besser?

Mini LED vs. OLED

Aber nun widmen wir uns der wirklich interessanten Frage: Können Mini LED TVs OLEDs den Rang ablaufen? Es gibt von UBI, einem Marktforschungsunternehmen aus Korea, eine Studie, die besagt, dass Mini LEDs bis zum Jahr 2024 den größeren Marktanteil im High-End TV Segment erlangen wird. Jedoch werden in der Quelle einige Annahmen getroffen, die zunächst nicht so ganz verständlich erscheinen – aber dennoch ist die Studie ein Indikator dafür, dass die neue Technologie für OLEDs gefährlich sein könnte.

Natürlich haben beide Technologien ihre Vor- und Nachteile, das bestreiten nicht einmal die ärgsten Verfechter der jeweiligen Technologie. Jedoch kommt es häufig auf viele Faktoren an, um zu sagen, welche Technologie nun besser als die andere ist.

Wenn man den Heimkino Bereich betrachtet, dann erscheinen OLED TVs noch immer als Fernseher mit der ausgereiftesten Technologie. Hier können die Vorteile des perfekten Schwarz und des theoretisch unendlich hohen Kontrastes hervorragend ausgespielt werden, sodass das Bild in einer Heimkino Umgebung unangefochten bleibt.

Außerdem müssen Video Signale nicht so aufwändig verarbeitet werden wie bei LED-LCD TVs, da hier eine voneinander unabhängige Farb- und Helligkeitserzeugung stattfindet, die aufeinander abgestimmt werden muss.

Darüber hinaus ist die Response Time bei allen OLED Fernsehern derart niedrig und kann von LED und Mini LED-Fernsehern nicht erreicht werden, was ein hervorragendes Motion Handling mit sich bringt.

Jedoch haben auch OLED Fernseher Nachteile, welche nicht zu vernachlässigen sind. Auch wenn dieses Jahr neuartige OLED Panele erscheinen, die entweder eine effektivere Wärmeableitung besitzen wie der JZW2004 und der Sony A90J, oder eine andere organische LED Schicht besitzen wie der LG G1, können LED-LCD TVs immer noch heller werden -dies ist aber nur bei absoluten Spitzenprodukten der Fall. Burn-In ist zumindest theoretisch noch möglich und ein Automatic Brightness Limiter ist auch noch ein notwendiger Schutzmechanismus, der die Bildqualität in großflächig hellen Szenen leicht beeinträchtigt.

Außerdem haben TVs mit Quantum Dot Schicht eine extrem genaue Farbraumabdeckung, welche zum momentanen Zeitpunkt noch nicht bei OLEDs zum Einsatz kommt. In Zukunft könnte diese Schicht aber auch hier verwendet werden.

Bei all der Technik, die hinter diesen beiden Technologien steckt, sollte der Sound aber nicht zu kurz kommen. Deswegen erklären wir euch, was die beste Soundbar auszeichnet und welche Modelle wir persönlich empfehlen.

Fazit Mini LED vs. OLED

Unserer Meinung nach überwiegen im Heimkino die Vorteile von OLED TVs aber noch recht stark. Nur in sehr heller Umgebung können herkömmliche LED-LCD TVs ihnen das Wasser reichen, aber meistens kann dieser Vorteil durch einen Vorhang vor dem sonnendurchfluteten Fenster wieder ausgeglichen werden.

Inwiefern die neuen Mini LED-Fernseher von Samsung, LG und TCL eine bessere Performance zeigen und OLEDs gefährlich werden könnten, ist natürlich noch eine Abschätzung, da die Geräte noch nicht getestet werden konnten. Aber auch die 2021er Mini LED-Fernseher erscheinen noch nicht in der Lage die OLED-Vorherrschaft zu durchbrechen.

Moritz

tvfindr Redaktion

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